:tannenbaum: Wir wünschen allen Deauville-Freunden eine funkelnde Weihnachtszeit! :tannenbaum:

Erfahrungsbericht Fronleichnamsausfahrt 2008

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Kronos
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Erfahrungsbericht Fronleichnamsausfahrt 2008

Beitrag von Kronos »

Zu meiner Person: Fuhr in meiner Jugendzeit eine Honda CB 50, Danach kamen diverse Autos, vor 5 Jahren dann den A-Schein gemacht. 3 Jahre Honda CB 500, jetzt im 2. Deauville Jahr.

Zu Reisebeginn am Donnerstag war ich noch guter Dinge. In der Überzeugung mit meiner Deauville den fünf mitfahrenden Freunden Paroli bieten zu können ging es von Wien aus Richtung Radstadt, wo wir für 3 Nächte Quartier bezogen. Von dort aus kreuz und quer durch Salzburg, Tirol, Steiermark und zum Schluss nach Bayern ins Berchtesgadenerland.

Unser Fuhrpark bestand aus zwei BMW R 1200 GS, einer Honda Varadero 1000, einer Yamaha FZ6 S, einer Honda Gold Wing 1800 und meiner Deauville NT700.
Der Anreisetag gestaltete sich wettermäßig mittelprächtig, geschlossene Wolkendecke, etwas kühl aber kein Regen. Freitags regnete es schon in der Früh, deshalb beschlossen wir mit dem Auto eines Freundes aus Radstadt die Stadt Salzburg zu besuchen und ein paar Kulturpunkte zu sammeln. Es regnete aber bis in die Abendstunden, also ein motorradfreier Tag. Samstag und Sonntag super Bikerwetter, nur leicht bewölkt bei sommerlichen Temperaturen. Landschaftlich und kulinarisch ein Traum.

Auf dieser Tour wollte ich ihnen und mir beweisen, das man auch mit einer kleinen Tourenmaschine beachtliche Fahrleistungen hinlegen kann. Es sollte aber kein Straßenrennen werden, eher eine zügige Ausfahrt, doch je länger wir fuhren umso mehr wurde mir klar, dass ich da nicht ganz mithalten konnte. Meine Mitfahrer sind durch die Bank sehr routinierte Biker mit stärkeren und schnelleren Maschinen und langjähriger Erfahrung. Die Strecke bestand hauptsächlich aus kurvigen sehr selektiven Bergstrassen, einigen Bundesstrassen, keine Autobahn.

Ich gab mein Bestes, Legen, Drücken, leichter Hanging off nach allen Regeln „meiner“ Kunst. Nur mehr sehr wenig Sicherheitsreserve. Hinterreifen bis auf die letzte Rille gefahren, Fußrasternippel angeschliffen, knapp bevor der Auspuff, Hauptständer oder anderes aufsetzte.
Nützte aber alles nichts, ich hinkte immer etwas hinterher. Es entstand ein kleiner Zeitverlust den ich nur mit wilden Beschleunigungsorgien auf den geraden Teilstrecken einigermaßen aufholen konnte. Wo die anderen locker, fast schon spielerisch um die Kurven zirkelten, musste ich mich schon etwas rannhalten.

Besondere Schwierigkeiten hatte ich mit bergab Rechtskurven. Fuhr oft zu schnell in die Kurve ein, dadurch und durch das hohe Gewicht des Fahrzeugs schob ich immer wieder etwas über das Vorderrad, konnte nur mit einiger Mühe die Maschine auf Kurs halten, verlor durch die dadurch notwendigen starken Bremsmanöver an Kurvengeschwindigkeit und meine Fahrweise wurde eckig.

Mein Vertrauen in mich und in die Maschine wurde erschüttert. Verletzter Stolz, Selbstzweifel und Frustration machten sich breit. Aufkommende Hektik und Stress hinderten mich an einer zügigen, ausgeglichenen, runden Fahrweise die mir und unserer Deauville besser zu Gesicht steht.

Nach etwa 200 km wurde die Gashand mehr und mehr durch das hohe Drehzahlniveau und die dadurch auftretenden Vibrationen in Mitleidenschaft gezogen, so das ich oft vom Gas musste um die Hand auszuschütteln.
Trotz aller extremen Beanspruchungen erwiesen sich Fahrwerk, Bremsen, Motor als sehr stabil und thermisch belastbar. Über das Handling kann ich auch nicht klagen. Gelegentliches Ausbrechen des Hinterrades bei starker abrupter Beschleunigung sei ihr verziehen. Bei 350 km pro Tag mit dieser Fahrweise ist bei mir konditionell Ende der Fahnenstange und ich war froh abends wieder ins Quartier zu kommen.

Ich fragte mich, ist das die richtige Maschine für mich, wäre eine andere besser ?

Den Einwand, das es sich bei den Maschinen meiner Mitfahrer um Hubraum und Leistungsstärkere Exemplare handelt und ich dadurch von Haus aus benachteiligt bin, lasse ich zwar gelten doch dachte ich mit beherzter Fahrweise könnte ich dieses Manko ausgleichen. Dem war nicht so. Falsche Selbsteinschätzung und ein wenig Selbstüberschätzung trugen auch zu diesem Dilemma bei.

Schon wieder auf der Heimreise, etwa 100 km vor Wien, bei Lilienfeld wollten meine Freunde noch über den Ochssattel zur Kalten Kuchl, ich hatte aber keine Lust mehr auf Kurven und so ging es über St. Pölten und die A2 nach Hause.

Tags darauf, Montag, Arbeitstag, pendle ich wieder mit dem Motorrad von Wien 20 nach Hütteldorf, von dort aus weiter mit dem Wieselbus oder je nach Lust und Laune bei Schönwetter auch gleich direkt mit dem Motorrad nach St. Pölten.

Langsam versöhne ich mich wieder mit mir, und der Deauville.
Meine Zweifel verflogen so schnell wie sie gekommen sind.
Fahre wieder locker, entspannt, stressfrei aber trotzdem flott durch die Gegend.

Ich bin voriges Wochenende an meine Grenzen gekommen und bin zu der Überzeugung gelangt, sie ist das wofür sie gebaut wurde, ein Tourenfahrzeug das man mit gewissen Einschränkungen durchaus sportlich betreiben kann. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sie ist kein brustschwacher Krapfen aber auch keine Rennmaschine, dafür ist sie zu schwer und Leistungsmäßig unterlegen.

Ich für meinen Teil habe noch einiges über Kurfentechnik, Blicktechnik, Fahrtechnik zu lernen, damit ich lockerer und entspannter auch schwierige Situationen meistern kann.

Übung und Jahre machen den Meister.
Horaz: carpe diem, quam minimum credula postero.
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Brigitte und Martin
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Beitrag von Brigitte und Martin »

Ich muss schon sagen, das ließt sich ja wie ein Roman, ist richtig spannend geschrieben. :zustimm:
Ähnliche Erfahrung hab ich auch machen dürfen, und wenn man an die Grenzen stößt und der Puls in die höhe geht
wird auch die Fahrweise unrund aber auch Gefährlich.

Ich denke du hast deine Persönliche Grenze Grenze ausgereizt und es ist alles gut gegangen.
Die Ville verträgt schon einiges aber, aber mit einer GS 1200 ist sie einfach nicht zu vergleichen.
Bei der GS brauchst eigentlich kaum mehr zu schalten und kannst viel ruhiger aber effektvoller beschleunigen.

Wenn ich mit Daniels SV fahre, hab ich am Kurvenausgang meist ca 20km/h mehr und habe Gefühl gleich schnell oder gar langsamer zu sein zu sein als mit der Ville.
Die Erfahrung macht viel aus aber man kann halt nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, ich hab die wilden Jahre hinter mir
(meistens zumindest) und hab mich momentan für Birnen(Ville Entschieden)
Ab und zu fahre ich ja auch die SV vom Junior.

Aber die Ville macht mir auf Touren viel mehr Spaß.

Deauviller sind halt keine Jäger sondern Sammler

Liebe Grüße aus Tirol
Achtung Hufe, Schaf links!
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peter+petra
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Beitrag von peter+petra »

Ich muß Martin recht geben.

Da ich in meinem Bikerleben bis jezt nur die Deauville 650 gefahren bin, hab ich keine Vergleichsdaten. Mir sind sogar manche Deauvillefahrer punkto Geschwindigkeit, Fahrstil ect. überlegen.

Fazit: Ich fahre mein Tempo und hab die Gewißheit, daß da noch Reserven da sind wenns brenzlig wird.

Ich fühl mich wohl auf der Ville und ich fahre gerne mit Ihr durchs Ländle.

gr.Peter
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Genieße das Leben ständig, denn Du bist länger tot als lebendig.
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Franz
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Beitrag von Franz »

toller bericht kronos! 8) 8) 8) 8)

lg
franz
Fahr nie schneller als dein Schutzengel fliegt! ;-)
Karli
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Beitrag von Karli »

hallo kronos,

man muss wissen, was man will. wenn ich mit meinen freunden und bekannten, die wesentlich stärkere motorräder fahren, eine ausfahrt mache,
merke ich auch ganz deutlich, dass die stärkeren bikes speziell bergauf, logischerweise, viel besser aus der kurve heraus beschleunigen können und dadurch bei jeder bergaufkehre "mehr meter machen", als ich mit der ville. ist doch ehrlich gesagt vollkommen wurscht, die warten doch irgendwo sowieso... und es gibt auch manche, die an einer engagiert bewegten ville gar nicht vorbei fahren wollen, weil das tempo trotzdem
passt......
ich habe auch schon öfters überlegt, auf eine tdm 900 umzusteigen, aber wozu? die ville ist wartungsarm, braucht relativ wenig sprit, macht trotzdem spass und ist von der wirtschaftlichen seite her gesehen, einfach top! den hinterreifen braucht man auch nicht zwischen 4500 und 6000 km
wechseln, sondern fährt 9500-11000km (zumindest ich) mit einem reifen...........
wenn man die vorzüge herausstreicht, kommt man auf den punkt und der heisst deauville!!!

lg

karli
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Ewald
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mein Meinung

Beitrag von Ewald »

Ich fahre die 650 das ist mein zweites Motorrad was ich Fahre und ist so wie Peter + Petra sagen.
Wenn es braucht zieht sie ab.
Fahr nicht schneller als du sehen kannst.

Gruß Ewald
aus dem Ländle
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Ich kann mich mich den obigen Ausführungen meiner "Vorschreiber" nur anschließen. Aus einer Deauville wird nie eine Rennmaschine werden. Dafür ist sie auch nicht gebaut.

Das was Kronos gemacht hat ist eigentlich mehr als leichtsinnig (ist aber wahrscheinlich schon jeden von uns einmal passiert :wink: ). Er hat sich da von den Anderen so richtig hineintreiben lassen und ist seiner Beschreibung nach offensichtlich über seine Verhältnisse gefahren. Gott sei Dank ist nichts passiert. Ich glaube aber auch, dass Kronos seine Grenzen erkannt und aus dieser Erfahrung etwas gelernt hat.

Erfahrungsgemäß kann ich sagen, dass genau so ein Verhalten die Schuld an sehr vielen Motorradunfällen trägt.



Gerhard

1998-2001 Kawasaki EN 500-50000 km
2002-2003 NT 650V rot-42000 km
2004-2005 NT 650V blau-35000 km
2006-2007 NT 700VA grau-47000 km
2008-2010 NT 700VA rot-59000 km
2011-2012 NT 700VA rot-46530 km
2013-2019 NT 700VA rot-69000 km
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Kronos
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Beitrag von Kronos »

Erstmal, Danke an alle für eure Antworten.

Ihr habt natürlich recht. Ich habe mich selbst und auch andere mit meiner risikofreudigen Fahrweise in Gefahr gebracht. Wäre mit 48 Jahren eigentlich schon aus dem Heißspornalter heraus. Es war aber nicht die Schuld des Gruppenführers oder der Gruppe als Ganzes, die hätten sowieso auf mich gewartet, sondern meine eigene. Da gibt es keine Ausreden, denn meine rechte Hand ist der „Master of Control“- das heißt man hat sein Leben buchstäblich in der Hand. Habe mich aus reinem Geltungsdrang dazu hinreißen lassen.
Werde mich in Zukunft nicht so weit aus dem Fenster lehnen und meine Fahrweise meinem Können anpassen.

Und glaubt mir, es war mir eine Lehre.

P.S.: Hatte streckenweise wirklich verdammtes Glück, möchte gar nicht daran denken, was alles passieren hätte können.

Gruß Kronos
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sani_08
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Beitrag von sani_08 »

Hallo, Kronos!

Gratuliere, dass Du einen Fehler zugeben konntest!
Ich hab wahrscheinlich aus einem ähnlichen Grund im Vorjahr einen Sturz verursacht,
der Gott sei Dank nur meiner Hüfte einen ordentlichen blauen Fleck und meiner Börse ein mächtiges Loch bescherte.

Aus deinem Bericht lese ich heraus, dass Du ordentlich was dazu gelernt hast.
Nochmals "Hut ab", einen eigenen Fehler zugeben zu können, ist nicht ganz leicht.

Wenn die Lehrstunde (diesmal) noch gut ausging, wird's dich auch nicht stören.

Darum: Mut zur (größer werdenden) Lücke (zu den schnelleren, geübteren, stärkeren, ...)!
Bei der nächsten Kreuzung, Ampel, Pause haben wir sie doch wieder!

Gute Fahrt
Gerhard
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